Freiburg Marathon

3. April 2011 - Kaum starteten wir ins 2011, verflogen die die Tage, Wochen und schon befanden wir uns mitten im Februar. Meine Laufschuhe waren seit dem Lucerne Marathon Ende Oktober unberührt und verstaubt. 

Kaum starteten wir ins 2011, verflogen die die Tage, Wochen und schon befanden wir uns mitten im Februar. Meine Laufschuhe waren seit dem Lucerne Marathon Ende Oktober unberührt und verstaubt. Höchste Zeit das Training wieder aufzunehmen! Wieder einmal muss ich bei sozusagen „null“ anfangen. Dies braucht ein bisschen Überwindung, denn der angenehme Wochenrythmus ohne 3-4 Trainingseinheiten hat auch seinen Reiz.

Ziele mussten her und so meldete ich mich an einem Abend gleich für die vier erlesenen  Marathons im 2011 an. Unter anderem dem Ultraberglauf K78 in Davos über sozusagen die doppelte Marathondistanz inklusive "Bonus" von 2300 Höhenmeter. Jetzt gibt's kein zurück mehr, mein Hirn begann zu rechnen, die Stirn wurde feucht und siehe da, gleich am nächsten Tag nahm ich das Training auf. So kann man sich zum "Glück" zwingen ;-)

Die anschliessenden Winterferien verbrachte ich mit meiner Familie im nahen Engelberg. Zufällig fand dort am gleichen Wochenende der Snow&Run-Event statt. Der Streckenverlauf über die Halbmarathondistanz von 21 km war eine ideale Trainingsroute und so meldeten Gerry, mein Lauffreund und ich spontan an. Kurz vor Anmeldeschluss ergatterten wir noch die der letzten Startnummern 1219 und 1220.

Es war ein fantastischer Tag mit viel Sonne und guter Stimmung. Das Rennen auf Schnee erforderte ein bisschen mehr Kraft und da waren hoch zur Gerschnialp auch noch ein paar Höhenmeter zu bewältigen.

Mit dem der Zielzeit von 1 Std. 49 Min. waren wir zufrieden und feierten anschliessend genüsslich und gediegen im Restaurant Alpenclub mit einer verdienten Pizza und flüssigen Kohlenhydraten, in Form von Bier.

Nach den Ferien vorschob sich einer meiner Rückenwirbel irgendwie. Die Folge war, dass eine gute Trainingswoche ins Wasser viel. Die verkürzte Aufbauphase auf den bevorstehenden Marathon in Freiburg machte mich leicht nervös. Die langen Läufe zehrten noch zu stark, die Erholungsphase war zu lang und vor allem fehlte es an Tempo.

Trotz dem Rückstand freute ich mich enorm auf das gemeinsame Wochenende in Süddeutschland zusammen mit unseren Familien. Bei der Anfahrt am Vortag fuhren wir zuerst zum Messegelände, um unsere Startnummern in Empfang zu nehmen. Immer auch ein emozialer Moment, da wir auf viele Gleichgesinnte treffen, mit einmaliger Stimmung und einer Prise Nervosität in der Luft.

Als wir die grosse Halle gerade betraten, begrüsste uns kein anderer als Reto Schorno vom Lucerne Marathon herzlich. Ein grosses Poster der Luzerner Kulisse wirkte auf uns ein und unsere Augen leuchteten. Ehrlich gesagt empfanden wir puren Stolz, dass unsere Heimat so toll und von der besten Seite vertreten war, eine sensationelle Wertschöpfung für die ganze Zentralschweiz.

Danach checkten wir im Novotel, unittelbar beim Bahnhof in Freiburg, ein. Das Preis/Leistungsverhältnis ist sehr zu empfehlen. Ein Doppelzimmer inklusive Frühstück für 99Euro! Bei der Onlinebuchung dachte ich, das muss der Preis pro Person sein und legte das Angebot zwei Mal in den Warenkorb. Stornieren konnte man bei diesem Angebot nicht mehr und so begleiteten uns meine Eltern, was natürlich umso schöner war.

Sonntag, 3. April 2011

Wie Gerry schon im voraus ankündigte, wenn wir zu einem Marathon auftauchen müsste uns eigentlich das jeweilige OK etwas bezahlen, denn wir sind Garant für Sonne und schönes Wetter. Davon kann aber auch "zu viel des Guten" sein und als wir die Prognosen genauer studierten wurden Erinnerungen wach an den Winterthur Marathon [[LINK setzen ]] vor 2 Jahren. Es verspricht ein wunderbarer aber zu heisser Frühlingstag für einen Marathon. Bei der ungewöhnlich späten Startzeit für einen Marathon um 11:10 Uhr steht die Sonne schon hoch am Himmel. Mehr als 11'000 Läufer machen sich auf dem Startgeländen auf den Weg, davon werden 1400 den Marathon bestreiten und zwei Runden à 21km absolvieren.

Gerry und ich gehen es zusammen und locker an und wir unterhalten uns auf den ersten Kilometern. Wir sehen das das Rennen heute als Aufbautraining für unsere grossen Ziele der zwei Bergmarathons im Sommer. Locker pendeln wir bei einem 4:50 /KM-Schnitt ein. Damit ist gemeint, dass wir für einen Kilometer zurückzulegen jeweils 4 Minuten und 50 Sekunden brauchen. Wir spüren früh, dass die Hitze selbst bei diesem Tempo schon Wirkung zeigt. Jetzt heisst es viel Trinken und zwar vor dem grossen Durst. Der Magen wird sonst die verlorene Flüssigkeit nicht mehr aufnehmen können und es kann zum Hitzestau und Kreislaufzusammenbruch kommen. Der Veranstalter machte darauf aufmerksam. Eine Gefahr die schleichend eintritt, die man gerne unterschätzt und einem dann knallhart trifft.

Unterwegs begrüsst mich ein Läufer freundlich mit Vornamen. Was für eine Überraschung, es ist Edy Haller, ein Luzerner Berufskollege, welcher zufällig auf gleicher Höhe läuft. Bei Kilomenter 8 sind wir bereits mitten in der schönen Altstadt, welche gestern noch dicht von einkaufshungrigen Passanten war. Die Pflastersteine sind eine ungewohnte Unterlage und man muss gut schauen wo man hintritt, vor allem sind da überall auch noch die bekannten Wasserkanäle. Höhepunkt der Strecke ist die Altstadt mit der Kaiser-Josef Straße, dem Martin- und Schwabentor, die reizvollen Gassen und die Bächle.

Wir halten jetzt Ausschau nach unseren Liebsten und treuen Beleiter. Bei der Kurve nahe der Schwabentorbrücke feuern sie uns an und unsere Gesichter erstrahlen trotz Anstrengung. Ich halte kurz an um meinem Sohn Elias über die Wangen zu streichen.

Jetzt geht es dem Fluss nach auf dem Fritz-Horch-Weg. Eine schöner Streckenabschnitt, welcher leicht ansteigt. Inzwischen habe ich Gerry aus den Augen verloren. Die Karft hat jetzt nach gut 16 KM eh leicht nachgelassen für „Smalltalks“. Die Energie schwindet und die Kopfarbeit ist immer mehr gefragt. Mit zusätzlicher Konzentration versuche ich das Tempo auf dem Niveau zu können. Dies gelingt mehr oder weniger.

Langsam nähere ich mich jetzt wieder dem Messegelände und jetzt können die vielen "Halbmathonis" ins Ziel einlaufen. Wir halten uns links für die 2. Runde (siehe Bild oben). Die Läuferdichte lässt merklich nach und es bilden sich kleine Läufergruppen, Läufer an Läufer dicht hintereinander. Windschattenspringen ist angesagt, denn wir haben Gegenwind. Jeder versucht sich irgendwo anzuhängen. Die Kilometer purzeln und ich sehne mich immer mehr nach den Getränkestationen, welche übrigens zum Glück regelmässig eintreffen, genügend lang sind, mit der richtigen Auswahl, gut angeschrieben und beispielhaft organisiert sind.

Der Freiburg Marathon ist zudem bekannt als ein sehr festlicher und aktivierter Marathon.Für Stimmung sorgen 42 Bands an der Strecke. Der Slogan "42 Bands auf 21 km" ist von Beginn an zu einem wichtigen Werbeelement für den Freiburg-Marathon geworden. Ein super Erlebnis für die Läufer. Die Bands motivieren und helfen die jetzt steigenden Strapazen ein bisschen zu vergessen. Jede Band hat eine Nummer. Die Läuferinnen und Läufer, sowie die Zuschauer können online bei Radio Regenbogen für ihre persönliche Lieblingsband voten. Die Band mit den meisten Stimmen gewinnt einen Live Auftritt vor großem Publikum bei einem Radio Regenbogen Event.

Bei Kilometer 30 fühlte ich mich bereits so, dass ich jetzt eine 2 Runde nicht mehr antreten würde. Die letzten 12 Kilometer sollten aber noch drinnen liegen. Dass ich für jene aber noch eine Stunde durchzuhalten habe, daran durfte ich absolut keinen Gedanken verlieren, denn eigentlich kann ich gar keine Stunde mehr rennen. Überwindung und Vernunft ist gefragt, den die Hitze birgt Risiken. Ich analysiere die vielen Signale des Körpers von den Zehen bis zur Strin gut und im Zweifelsfall schalte ich besser eine Pause ein. Dadurch, dass wir eher gemächlich gestartet sind verspüre ich in den Beine weniger Ermüdung als sonst bei diesem Kilometerstand. Plötzlich ruft mir ein Läufer zu „Hopp Luzern“, es ist Thomas Gubser aus Emmenbrücke. Wir kennen uns zwar nicht, aber ich nehme an die Farbe PINK kam ihm bekannt vor, resp. atypisch in Form eines Dresses bei einem Mann :-). Viele Schüler springen im Staffellauf mit und überholen uns jetzt mit voller Puste und lockerem Schritt. Da können wir nur noch nachschauen. Die Streckenabschnitte der Stabsübergabe wird jeweils sehr eng bei dichtem Gedränge.

Die letzten 2 Kilometer sind angebrochen. Es ist immer das gleiche Phänomen. Vor dem Marathon denke ich immer, wenn ich mal 30 Kilometer habe, dann gebe ich bei den letzten 12 noch Gas. Beim Lauf selbst schiebt man dies dann schnell raus, Kilometer für Kilometer bis zum Stand "KM 40". Und wenn ich dann die Tafel "KM 40" jeweils passiere, und diesmal ist es nicht anders, so bin ich froh die letzten 2 Kilometer überhaupt noch zu schaffen. Es liegt gar nichts mehr drinnen, nicht einmal wenn ich das Ziel vor Augen habe könnte ich noch Spurten. Mein Vorhaben war ursprünglich die 1 runde und Hälfte locker zu rennen und die zweite schneller als die 1. Diese Taktik ging heute nicht auf. Mit der Endzeit von 3:37 konnte das Ziel durchlaufen und auch Gerry kam kurz danach.

Wir sind froh, gesund angekommen zu sein, denn unterwegs lag hie und da einer am Boden und musste medizinisch versorgt werden.

Der 8. Freiburg-Marathon wird wohl als Hitze-Marathon in die Geschichte des Freiburg-Marathons eingehen. Die sommerlichen Temperaturen von 25 Grad Celsius machten vielen Läuferinnen und Läufer zu schaffen. Die rund 70 Sanitätskräfte und sechs Notärzte hatten alle Hände voll zu tun. "Insgesamt wurden 80 Personen medizinisch versorgt, zehn Personen wurden sicherheitshalber zur weiteren Beobachtung ins Krankenhaus gebracht. Eine Person konnte durch das schnelle Eingreifen erfolgreich reanimiert werden.

Von den über 11.000 Läufern wollten nur 1400 Läuferinnen und Läufer den ganzen Marathon bestreiten und nur 1045 erreichten das Ziel. Mit meinem 243. Gesamtrang konnte ich immerhin über 82% meiner Mitstreiter hinter mir lassen. Obwohl dies mein langsamster Strassenmarathon war, bin ich zufrieden. Eigentlich ist die Zeit egal, das Erlebnis ist wiederum einmalig und ich fühle mich grossartig. Die vielen Trainings bei Kälte, in frühen Morgenstunden und dunkler Winternacht kompensieren den unbeschreiblichen und einmaligen Zieleinlauf vielfach.

Auf dem Messegelände ist ein grosses Fest im Gange und die Organisatoren haben sich grosse Mühe gegeben. Freiburg ist definitiv ein Marathon „TO GO“ oder „TO DO“. Nicht nur wegen der Nähe, er ist sehr gut organisiert und bietet nebst der schönen Stadt, einen prächtigen Lauf voller Unterhaltung.

Jetzt genehmige ich mir eine Woche Erholung und dann geht’s gleich weiter für die Alpinen Ziele. So ein Marathon motiviert einfach immer wieder zum weitermachen.

Servus und danke für eure Aufmerksamkeit, wir sehen uns, spätestens auf dem Rothorn am 25. Juni 2011. Auf diesen Moment freue ich mich ganz besonders, siehe:

Zieleinlauf Graubünden Marathon Foto.
Gestartet wird in Chur, links auf dem Bild Lenzerheide mit dem schönen See.

Hier gehts zum Bericht von Gerry
Hier gehts zum Bericht von Thomas


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