1. Lucerne Marathon

28. Oktober 2007 - Auf diesen Anlass freute ich mich schon das ganze 2007 hindurch. Umso grösser wurde auch die Nervosität, je näher der Tag nahte. Nach dem erfolgreichen Jungfrau-Marathon wollte ich meinen Trainingsplan nicht vernachlässigen, und so führte ich die drei bis fünf Trainingseinheiten konsequent weiter.

Die Tage im Herbst wurden immer kürzer und Nachttrainings wurden zur Regel. Die Trainingsläufe dehnte ich auf 19 - 22 km aus, und die zwei 30er durften natürlich 3 - 4 Wochen vor dem Lucerne Marathon nicht fehlen. Nicht immer war ich top motiviert zu später Stund noch seelenalleine über die Horwerinsel zu rennen. Manchmal hatte ich Hunger, war müde oder hatte einfach noch 100 andere Sachen zu tun.

Die Lancierung des Marathon-Paillasse Brotes kam gut vier Wochen vor dem Anlass gerade rechtzeitig. Nicht zuletzt durch die grosse Medienpräsenz wurde das Brot über Nacht zum Verkaufsschlager. Die grosse Beliebtheit und die vielen positiven Reaktionen freuten uns sehr. Gleichzeitig wurde mir auch ein bisschen unbehagen, da ich mit meinem rosa Bachmann-Shirt und als B(r)otschafter des gesündesten Marathon-Brotes natürlich nicht enttäuschen durfte. Umso ernster und seriöser ging ich die letzten Trainingswochen an.

Zwei Wochen vorher dann der Temperatursturz. Am Freitag, 19. Oktober, beim Intervalltraining verspürte ich auf der Horwerinsel plötzlich einen starken Schmerz im Oberschenkel an der Rückseite. Jener begleitete mich das ganze Training durch, und ich war leicht verunsichert. Am Montag darauf nach dem zweitletzten Training spürte ich diesen Schmerz noch stärker. Es war ein kleiner Schock. War jetzt alles umsonst? Meine Stimmung schwankte stark, und ich suchte am Dienstagmorgen gleich den Arzt auf. „Sie haben einen leichten Muskelfaserriss. Sie können am Sonntag zwar starten, aber die Chancen sind nicht so gut, dass sie im Ziel ankommen“, meinte der Arzt. Auch sollte ich ab sofort keine Trainings mehr machen, da die Heilung sonst verzögert werde. Ich verzichtete also auf das Abschlusstraining und stellte die Ernährung auf Muskelaufbau um: Eiweisse, Fasern begleitet von Magnesium etc. Das Zucken im Muskel begleitete mich die ganze Woche. Am Freitag waren dann aber nur noch Kohlenhydrate gefragt.

Am Samstagnachmittag wollte ich es schliesslich wissen und rannte 5 km locker. Zwar spürte ich den Schmerz noch ganz leicht, aber wusste, dass mit ein bisschen Glück es für den Marathon reichte.

Am Sonntag, 28. Oktober, trafen wir uns um 07.00 Uhr mit Freunden beim Wagenbachbrunnen vor dem KKL und überquerten mit dem Schiff den Vierwaldstättersee zum Startgelände beim Verkehrshaus. Alles war perfekt organisiert und die Stimmung hätte nicht besser sein können. Die Temperaturen um 10 °C waren geradezu einladend für einen Langstreckenlauf.

Um Punkt 08.30 Uhr ertönte der Startschuss zum 1. Lucerne Marathon. Die Haldenstrasse runter, vorbei am Schwanenplatz, über die Seebrücke und rüber zum KKL. Der blaue Teppich beim KKL unter dem grossen Dachvorsprung vermittelte einem den Glanz und Glimmer, wie es zu diesem Gebäude passt. Es lief perfekt, und die Läufer verteilten sich relativ schnell und gut (jedenfalls auf meiner Höhe) und die befürchteten Engpässe blieben aus. Danach ging es über die Howerinsel. Ich war wirklich aussergewöhnlich schnell unterwegs, verglichen mit anderen Marathons, die ich absolvierte. Gründe dafür waren sicher das „Heimspiel“, die Luzerner Marathon-Fans, die einem am Strassenrand sozusagen auf der ganzen Strecke motivierten, die perfekten Temperaturen und evt. auch das Marathon-Paillasse, was mir die perfekte Grundlage gab ;-)

Beim Hotel Kastanienbaum feuerte uns Viktor Röthlin an, was mich speziell motivierte und freute. Einfach genial! Die Horwerinsel dem See nach war ein Genuss und meine Hausstrecke war nie schöner abzulaufen. In Horw wurden wir von Zuschauern empfangen und angefeuert, der Menschenauflauf war gewaltig. Viele bekannte Gesichter riefen mir zu was mich umso mehr motivierte. Ich hatte das Gefühl eines perfekten Laufes und das „Runners High“ blieb bei der Allmend nicht aus.

Langsam näherte ich mich wieder dem See und dem KKL. Inzwischen hatten sich Tausende von Zuschauern auf den Strassenseiten angesammelt in 2 - 3 Reihen. Je mehr ich mich dem KKL und der Seebrücke näherte, umso schneller lief ich, denn selten wurde ich so angefeuert. Viele Freunde, Bekannte und Mitarbeitende riefen meinen Namen. Manchmal war ich ganz verwirrt, da ich nicht recht wusste, woher die Rufe kamen. Einfach unglaublich. Ich freute mich natürlich mit dem Bewusstsein, dass ich diese Stellen noch zwei weitere Male durchlaufen würde.

Nun ging es die Haldenstrasse runter um die zweite Hälfte in Angriff zu nehmen. Die Halbzeit bei knapp über 1:30 war gleichzeitig mein schnellstes Halbmarathon-Ergebnis, und ich fühlte mich noch grossartig. Besonders freute ich mich, beim Schwanenplatz meine Frau Piera zu sehen, die mir die Flüssignahrung zuhielt für die 2. Runde. Es war einfach herrlich, wieder über die Seebrücke zu rennen bei all den Zurufen und der tollen Stimmung. Ein richtiges Volksfest. Da ich in einem rosa Shirt sehr auffiel, wurde ich sogar vom Speaker erwähnt, dass das Marathon-Brot seine positive Wirkung zeige.

Bei km 27 spürte ich dann wie gehabt bei anderen Läufen ein leichtes Stechen im linken Oberschenkel. 5 km später war es dann auf beiden Seiten und der Schmerz nahm zu. Ich wusste einmal mehr, dass die Leidenszeit jetzt begann und Durchhaltewillen gefragt sei.

In Horw waren unterdessen noch mehr Fans eingetroffen, und die „Party“ war perfekt. Bei der Allmend stiess das Pacemaker-Team von 3:15 auf mich auf, wo ich noch gut 2 km mithalten konnte, bevor ich mich langsam aber sicher von ihnen entfernte und zurückfiel. Die letzten 3 km waren kaum auszuhalten. Beim KKL wurde man wieder richtig bejubelt und man musste einfach durchrennen. Ein paar Schritte zu gehen, was ich fast getan hätte, wäre peinlich gewesen. Bei der Hofkirche jedoch hatte ich plötzlich und unerwartet ein starkes Stechen rechts auf Nierenhöhe unter den Rippen. Ich dachte mein Bilddarm Platze nächstens, so schmerzte es. Ich ging dann ein paar Meter im Laufschritt und versuchte immer wieder zu rennen. Schliesslich kam dann der km 41. Ein Kilometer und ein paar Meter waren noch zu laufen, aber jener Kilometer war mein Längster. Trotzdem war meine persönliche Marathonbestzeit mit 3:17:48 (137. Rang in meiner Kategorie) gesichert, und ich war rundum glücklich und zufrieden.

Mein Marathon-Freund Gerry Krijnen von der www.physio-luzern.ch machte auch seine absolute Bestzeit von 3:13:54 und somit war für uns zwei ein weiteres Kapitel unserer persönlichen Marathon-Erlebnisse geschrieben.

Mit langsamen Schritten bewegten wir uns zu den Duschen und genossen jene mehr denn je.

Ein grosses Kompliment möchte ich an dieser Stelle dem Organisationskomitee widmen. Ein genialer Anlass für Läufer, die Stadt und alle Showlustigen. Toll, dass Luzern jetzt auch einen Marathon hat. Herzlichen Dank den vielen freiwilligen Helfern und Sponsoren, die diesen Anlass ermöglicht haben sowie allen meinen „Fans“, die mich auf der ganzen Strecke motiviert haben.


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