5. Lucerne Marathon

30. Oktober 2011 - Die Zeitumstellung am Abend machte mich ein bisschen nervös, denn ich wollte nur eines nicht, verschlafen. Zwar durften wir eine Stunde länger schlafen, aber was ist wenn ich die Uhr manuell nachstelle und sie automatisch auf Winterzeit vorstellt? Ich gehe die Szenarien durch und will möglichst viel vom vielversprechenden Schlaf vor meinem 20. Marathon Morgen profitieren.

30. Oktober 2010 in der Früh

Meine Frau Piera verlässt mit Andrin und Elias die Wohnung bereits früher und sie machen sich auf den Weg zu meinen Eltern in der Haldenstrasse bei KM1.

Ich begebe mich pünktlich kurz vor neun aufs Startgelände. Über 8000 Läufer finden sich ein und die Nervosität liegt in der Luft. Das Wetter ist prächtig und verspricht einen wundervollen Tag. Läufertechnisch dürfte es ein paar Grad kälter sein.

Um Punkt 09.00 Uhr erfolgt der Startschuss. Das 1. Feld zieht davon und es geht richtig flott Richtung Schwanenplatz. Meine Familie feuert mich in der Haldenstrasse kräftig an und ich halte mich schön rechts, dass sie mich unter all den Sportler auch sehen.

Durch die moderaten Temperaturen ist die Zuschaueranzahl am Schwanenplatz gewaltig und wir werden wie die "Helden von Rom" bejubelt und angefeuert. Eine tolle Stimmung herrscht. Ich bin bin gut unterwegs, spüre jedoch, dass es auch schon flotter ging. Diesmal habe ich wirklich ein ein paar Trainingskilometer weniger in den Beinen. Aber eventuell. machen es die Routine und Erfahrung wett.

Am Strassenrand sehe ich viele bekannte Gesichter und da mein Shirt gut auffällt werde ich oft erkannt, dies motiviert. Auf der Horwerinsel bei der legendären Medici Kurve treffe ich auf viele Freunde, Bekannt und meinen Bruder Raphael mit seiner Frau Juliane und den Jungs. Es geht  Richtung Horw, wo wir von tosendem Applaus vieler Horwer empfangen und bejubelt werden.

Auf der Allmend, höhe Fliegenschuppen, geht es ins neu erstellte Tunnel der Zentralbahn. Dies ist in diesem Jahr einmalig. Die Alphörner ertönen und schallen durch den Tunnel. GENIAL! Es geht leicht abwärts und gibt einem gut Tempo. Aber auch möchte man irgendwie schnell wieder raus. Ich fühle mich gut und denke hier Zeit zu gewinnen zu der bisherigen Strecke über Kies und Kurven. Am Tunnel Ende sind wir bereits mitten in der Stadt zurück und ich renne plötzlich auf gleicher Höhe mit Andrea. Erinnerungen an Davos im Sommern K78 bei KM50 werden wach.

Jetzt geht es zur Wende auf die 2. Runde und gleichzeitig liegt 200 Meter vor mir die Halbmarathonmarke. Da 85 % der Läufer den Halbmarathon bestreiten nimmt die Läuferdichte nach der Wende kurz vor dem Verkehrshaus enorm ab. Mit der Halbmarathonzeit von 1h35 bin ich zwar noch im Plan, aber ich spüre, dass ich mich bereits stark anstrengen muss, um das Tempo halten zu können. Wieder zurück auf der Haldenstrasse stoppe ich kurz bei Familie und Freunden und gebe Elias ein Küsschen auf die Backe. Er freut sich.

Nach der Kantonsschule im Alpenquai schwindet auch die Zuschauerzahl verglichen zur 1. Runde. Es ist geradezu einsam. Auf der Geraden Richtung Schönbühl sind gerade noch vier Läufer vor mir in Sicht.

Bei der ersten Steigung steht mein Marathon Freund Gerry. Welche eine Überraschung! Er pausiert heute, da er nächste Woche auf eine grosse Himalaya Expedition geht und wollte diese nicht aufs Spiel setzten. Er begleitet mich mit seinem Fahrrad und auf der Horwinsel dann das "grosse" Interview (wakel wakel) bei KM30.

Bei der Medici Kurve folgt dann wieder tosender Applaus. Es ist überwältigend und ich vergesse für ein paar Sekunden die anschleichenden Schmerzen. Marc schiesst die tollen Schnappschüsse. An dieser Stelle herzlichen Dank. In Horw muss ich mich jetzt schon mehr zusammenreissen und es wird immer schwieriger, das Tempo zu halten. Die Verlockung einer Pause ist sehr gross. Der Zeitverlust ist dann jedoch enorm. Das Weiterrennen wird jetzt einmal mehr zur reinen Kopfsache. Im Bewusstsein, das man ab dem KKL durch die Zuschauer und Zurufe sozusagen ins Ziel getragen wird, halte ich durch. Nicht zuletzt macht dies den Lucerne Marathon eben aus.

Mit 3.19 kann ich das Ziel passieren. Der 20. Marathon ist vollbracht. 20 Mal war ich am Start eines Marathons und 20 Mal bin ich im Ziel angekommen. Diesmal war ich acht Minuten langsamer als meine Bestzeiten 3h11 (auch in Luzern 2009 und 2010). Sicherlich habe ich zwei Minuten verloren durch die wärmeren Temperaturen, dies ist realistisch. Eine Minuten durch die Pinkelpause und zwei Minuten durch die weniger gute Verfassung. Die restlichen 3 Minuten durch das fehlen der konsequenten Tempoläufe und weniger Trainingskilometer. Trotzdem war ich nicht ganz zufrieden. Eine Zeit unter 3.15 hätte drinnen liegen können. Es gibt Optimierungspotenzial und das Ziel fürs 2012 ist wieder unter 3h15. Träumen darf man :-)

Ich freue mich auf die Dusche und abends genossen wir unter Lauffreunden im Restaurant Felici in der Luzerner Altstadt Bier und Pizzas. Hasta luego...


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