Berlin Marathon

24. September 2006 - Bei den Vorbereitungen für den Berlin Marathon hielt ich mich mehr oder weniger an den Trainingsplan von Zürich im Frühling dieses Jahres, wobei ich das Training ca. 7 Tage vor dem Lauf noch stärker reduzierte.

Gerry, Marco und ich trafen uns mit unseren lieben Frauen in Berlin. Ursi und ihre Schwester waren auch dabei. Der ganze Sportanlass zog an diesem Wochenende 1 Mio. Läufer und Zuschauer nach Berlin. Da die Strecke quer durch Berlin führte, war die ganze Stadt sozusagen abgeriegelt. Die Hotels waren ausgebucht, und in der ganzen Stadt war das Lauffieber ausgebrochen.

Bei den Mahlzeiten achteten wir alle darauf, dass wir wertvolle Kohlenhydrate in den Magen bekamen. Kein Alkohol, kein Sushi und keine Lebensmittel, bei denen der Magen vor dem Rennen reklamieren könnte. Der Lauf würde so schnell zu einem Alptraum werden. Das Risiko wäre zu gross. Die stundenlangen Trainings und die hunderte von Kilometern sollten sich ja bezahlt machen. Gleichzeitig hatte ich natürlich auch eine grosse Nervosität, aber auch Vorfreude.

Um 09.00 Uhr erklang der Startschuss hinter dem Brandenburger Tor, das zugleich auch das Ziel war. 40'000 Läufer rannten los. Die Stimmung war bombastisch. Wir schafften es knapp, durch die Menschenmengen eine einigermassen anständige Startposition zu kriegen und standen so im Mittelfeld. Es dauerte gut 3 Minuten, bis wir über die Startlinie liefen und unsere Laufzeit begann.

Das Wetter war hervorragend. Keine Wolke war am Himmel. Die Temperaturen erinnerten mich an New York. Mein Ziel war, evt. die Zeit in Zürich von 3:23 zu toppen. Ich war mir aber bewusst, dass die Hitze es schwer machen würde. So lief alles hervorragend bis Kilometer 25. Ich war gut in der Zeit, und dann kam der bekannte „Hammer“. Der Kampf hatte nun begonnen. Die Beine wurden immer schwerer. Die Übersäuerung in den Oberschenkel wurde immer heftiger. Meine Kilometerzeit sank von 4:20/Minute auf 5:00/Minute und mehr. Ich wusste, dass die gute Reserve, die ich hatte, jetzt dahin schmolz. Innert Kürze gab es nur noch ein Ziel: nicht anhalten oder gehen…, immer weiter rennen. Die Verlockung war jedoch sehr gross. 

Bei Kilometer 38 sah ich voller Freude Piera am Strassenrand mich anfeuern, doch mein Lächeln war eher verbissen. Von weitem sah ich dann das Brandenburger Tor und mein Blick wurde immer enger. Die Erschöpfung war so gross, dass ich links und rechts gar nichts mehr wahrnahm. Ein richtiger Endspurt lag nicht mehr drin, aber ich sah auf meiner Uhr, dass ich unter 3.30 einlaufen kann. Somit konnte ich zufrieden sein und einmal mehr war es eine Erlösung durch das Ziel zu laufen. Einfach wahnsinnig.

Am Ziel wurde man auf einer Strecke von einem Kilometer mit allem verpflegt, was man sich nur ausdenken konnte. Die grösste Warteschlage hatte es aber beim Freibier.


zurück