Conergy Marathon Hamburg

28. April 2008 - Ein Lauf wie eine Party - Der 28. April 2008 war ein prächtiger Sonntag, und als der Wecker um 07.00 Uhr klingelte, spürte ich schon eine gewisse Nervosität in mir. 45 Minuten vor dem Startschuss trafen wir uns in der Hotellobby in kompletter Montur: meine Frau Piera, Gertjan Krijnen (Gesundheitspraxis Löwen Center), meine treue Marathonseele, sowie seine Frau Sonja, Thomas Dinkel (dinkel korner+partner ag) und ich. Wir drei Männer wollten wissen, was unsere Trainingsstunden hergaben. Noch mehr als auf eine eventuelle persönliche Bestzeit freuten wir uns natürlich auf das Ereignis selbst.

Hamburg war im Marathonfieber. Die vielen Läufer, das geniale Rahmenprogramm und die Stimmung in der ganzen Stadt waren ansteckend. Man fühlte sich unter den Gleichgesinnten sehr wohl.

Unser Hotel, das NH Hotel an der Feldstrasse hätte besser nicht liegen können. 10 Minuten zu Fuss von den Messehallen, wo wir die Startnummer in Empfang nehmen konnten und 10 Minuten zu Fuss vom Startplatz. Auch U-Bahn sowie das Stadtzentrum waren in unmittelbarer Nähe. Das Hotel ist mein persönlicher Tipp für Marathonteilnehmer. Eine frühe Buchung ist empfehlenswert.

Pünktlich um 09.00 Uhr standen die 20'000 Läufer aus rund 85 Nationen am Start. Bei 21 °C erklang der Startschuss des 23. Hamburg Marathons. Perfekte Rahmenbedingungen für die rund 800'000 klatschenden und jubelnden Zuschauer entlang der Strecke, leicht zu hohe Temperaturen für die Läufer.

Die Startblöcke waren nach Endzeiten getrennt. Die Teilnehmenden wollten das Rennen am liebsten nah bei der Startlinie aufnehmen, doch in den vorderen Plätzen gab es keinen Zutritt für langsamere Läufer. Es ist sehr wichtig, dass ein Massenstart in dieser Dimension gut organisiert ist, vor allem auch für die Sicherheit der Läufer. Über 20 Minuten dauert es nach dem Startschuss, bis der letzte Läufer über die Startlinie gehen kann!

Der Startschuss erklang und schon um 09.01 Uhr konnte ich die Startlinie durchlaufen. Meine Taktik war diesmal, nicht wie ein Wahnsinniger loszuspringen, sondern die 1. Hälfte (21 km) in 1:37 h mit ruhigem Tempo zu bestreiten. Dies vor allem, um deutlich unter einer Laktatausschüttung zu sein und viel Kraftreserven für die 2. Hälfte zu haben. Auch war mein Ziel, die 2. Hälfte dann schneller rennen zu können als die 1. Wer ankommt ist Sieger, dies ist unter den „Marathonis“ die goldene Regel. Meist kommt man früher oder später an. Man kommt während des Laufs sowieso an einen Punkt, wo einem die Endzeit egal wird.

Ich musste mein Tempo also ein bisschen „drosseln“, da einige Läufer an mir vorbeizogen. Die Verlockung sich mitreissen zu lassen, ist sehr gross. Umso mehr konnte ich jedoch die Atmosphäre geniessen.

Bei Kilometer 10 kamen wir auf die Hafenstrasse, und die Strecke glich einer Arena mit tausenden von Jubelnden. Ein unbeschreibliches, tolles und einmaliges Gefühl. Das Glücksgefühl, gesund zu sein und teilnehmen zu können, spielt natürlich mit. Und man fühlt sich ganz einfach gut, denn die körperliche Anstrengung ist nicht erzwungen, sondern der Körper funktioniert im Einklang mit Harmonie in der natürlichen Bewegung. Man fühlt sich einfach topfit.

Das schöne Wetter liess mich schon früh erkennen, dass ich mit einem grösseren Wasserverlust rechnen musste, und so waren die Trinkstopps Pflicht. Wichtig ist, die nötige Sensibilität zu haben und auf kleine Anzeichen des Köpers zu hören, vor allem bei einem so langen Lauf, wo man grosse Erwartungen hat. Thomas und Gerry verlor ich schon vor dem Start aus den Augen. Ich wusste, dass sie irgendwo vor mir sind. Aber selbst wenn wir uns passieren würden, wäre es nicht selbstverständlich, dass wir uns auch sehen würden. Einzig mein auffälliges Outfit hätte dies begünstigt, dass ich erkannt würde. Mein Trikot gibt es in dieser Farbe nur für Frauen, und so rennen nicht viele Männer freiwillig in einem Damenoutfit. Macht ja auch keinen Sinn. Aber so war ich sicher der einzige Mann mit einem rosa Shirt.

Ca. Kilometer 17 stiess Sebastian mit dem Bike auf mich. Sebastian ist der Bruder meiner Schwägerin. Er wohnt in Hamburg und war für uns da diese Tage. Er zeigte uns die Stadt von der besten Seite, was wir sehr schätzten. Sebastian begleitete mich ein bisschen auf dem Fussgängersteig bis die Zuschauerdichte wieder zunahm.

Perfekt in der Zeit durchlief ich die Halbmarathon-Linie. Meine Frau Piera konnte mir bei Kilometer 22 vor dem Stadtpark einen weiteren Energy Gel überreichen. Jetzt drückte ich aufs „Gaspedal“, und bei Kilometer 23 traf ich auf das 3:15 h-Peacemaker-Team. Ich konnte mich von der Gruppe leicht absetzten, aber bei den Trinkstationen wurde ich meist wieder eingeholt. So rannten wir die bevorstehenden Kilometer zusammen. Meine Zielzeit von 3:10 -3:15 h sah sehr realistisch aus.

Bis zu Kilometer 32 konnte ich den Lauf förmlich geniessen. Dann kam er heimlich angeschlichen, der berühmte „Hammer“. Durch die andere Lauftaktik, anderen Zielvorgaben und auch angepasstem Training dachte ich, dies evt. vermeiden zu können, aber dem war leider nicht so. Die weiteren Kilometer wurden zum Durchhaltetest „par excellence“. Nicht zuletzt die Hitze trug ihren Teil dazu bei. Bei Kilometer 36 war ich dann eben an diesem Punkt angelangt, wo ich mich nur noch anstrengen musste weiterzurennen. Die Endzeit wird einem egal, wie auch alles andere. Kleine Wehwehchen traten überall auf, vor allem die Oberschenkel schmerzten. Jetzt begann das eigentliche Rennen. Es begann der Abschnitt, welcher dem Marathon seinen Mythos verleiht und ihn zur Durchhaltedisziplin macht. Es sind jene Kilometer bei denen viele Läufer an ihre Grenzen stossen. Und es ist genau das, was es ausmacht.

Ich fasse jeweils vor dem Lauf den Vorsatz, bei Kilometer 40 (10 Minuten oder 2 km vor dem Ziel) noch einen Endspurt zuzulegen. Und jedes Mal kommt es anders.

Mit 3:20 h konnte ich schliesslich ins Ziel einlaufen, und die Erlösung war wieder wie eine kleine „Auferstehung“.

Thomas schaffte den Lauf in sagenhaften 2:56 h, und Gerry kam sozusagen in der gleich Zeit ins Ziel. Im Zielgelände gab es dann bei strahlendem Sonnenschein 2 - 3 Bierchen als Belohnung. Wir genossen das Konzert auf dem Zielgelände, die tolle Stimmung und tauschten unsere Erfahrungen aus.

Im Hotel genehmigten Gerry und ich einen Saunagang, bevor wir am Abend das nette Restaurant „Turnhalle“ besuchten. Endlich konnten wir wieder so richtig zuschlagen und unsere Ernährungseinschränkungen brechen. Was wir dann auch richtig taten. Wir lachten viel und genossen den Abend in vollen Zügen.

Auch sprachen wir über unsere weiteren „Marathon-Pläne“, denn zu schön sind solche Erfahrungen, und auf diesen „Luxus“ möchten wir auch in der Zukunft nicht verzichten.

Marathon-Bericht von Gerry

 


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