Liechtenstein Marathon 2015

Es gibt nur einen Bergmarathon bei dem man (fast) ein ganzes Land durchlaufen kann: Den LGT Alpin Marathon Liechtenstein.

Liechtenstein Marathon

Am 13. Juni kurz vor 06:00 Uhr verlasse ich Luzern Richtung Liechtenstein. In 11 Stunden sollte ich wieder zurück sein, denn um 18:00 Uhr beginnt auf der exklusiven Seerose prominent stationiert vor dem KKL Luzern den Tourismus Award wo ich mit meiner Frau eingeladen bin.

Die Strassen sind frei und wie geplant erreichte ich um 07:30 Uhr im nördlichen Liechtenstein das Startgelände in Bendern. Freundlich werde ich auf dem grossen Parkplatz unmittelbar bei der Fleischfabrik Malbuner eingewiesen. Für das Abholen der Startnummer müssen die ersten inoffiziellen Höhenmeter geleistet werden, denn die Ausgabe befindet sich in der Kantine der Fabrik, was gleichzeig der höchst Punkt des Gebäudes ist.

Die anschliessende Gepäckaufgabe nach Malbun, ans Zielort des Marathons auf 1'600 m ü.M. erfolgt ebenso reibungslos. Der Himmel ist bedeckt und das Wetter weiss noch nicht genau, was es machen soll. Die Prognosen waren nicht sonderlich gut. Ich entscheide mich spontan für die Sonnencrème. Es ist genügend Zeit für ein Warmup mit dem Genuss der prickelnden Atmosphäre im Startgelände.

Je näher der Uhrzeiger sich auf 09:00 Uhr zum Startschuss bewegt, je mehr steigt das Adrenalinspiegel in mir. Jetzt erfolgt er. Mit dem Gedankengut nebst den 42 Kilometer noch über 1'800 Höhenmeter zu bewältigen bewegt sich das Läuferfeld bedacht vorwärts mit dem klaren Ziel Malbun zu erreichen.

Die ersten zwei Kilometer führen auf der breiten und extra für den Marathon abgesperrten Hauptstrasse Richtung Vaduz. Wir verlassen den Asphalt und es folgt ein Abschnitt durch einen schönen Waldweg bevor wir entlang dem Rhein folgen.

Bei Kilometer 10 durchqueren wir das Vaduzer Städtle und jetzt geht es das erste Mal richtig bergauf. Durch den alten Dorfteil von Vaduz geht es vorbei an den Weinbergen der Hofkellerei des Fürsten von Liechtenstein. Doch schon bald hat man nur Augen für das berühmte Wahrzeichen Liechtensteins: Schloss Vaduz. Nach diesen ersten visuellen Höhepunkten führt die Strecke durch den Wald in die Walsergemeinde Triesenberg. Das Wolkenfeld öffnete sich inzwischen und trotz rasanter Gewinnung an Höhe macht die Hitze immer mehr zu schaffen. Die perfekt organisierten Verpflegungssposten in regelmässigen Abständen sind jeweils meine Rettung um wieder "Saft" und Kraft zu tanken. 

Durch die Weiler Frommenhaus und Rotenboden geht es hinauf zum ersten Siedlungspunkt der Walser am Triesenberg nach Masescha. Auf diesem Streckenabschnitt geniesst man einen herrlichen Ausblick ins Rheintal. Das Läuferfeld mit rund 800 Teilnehmern hat sich inzwischen gut verteilt und auch engere Passagen in Waldabschnitten sind problemlos. Die Natur ist traumhaft und die Strecke inzwischen nur noch auf Naturstrassen.

Über das Maiensäss Silum laufen wir dem ersten Kulminationspunkt entgegen. Von dort blickt man ins Saminatal mit dem Maiensäss Steg und kann die mayestätische Bergwelt Liechtensteins geniessen. Abwärts läuft man dem Ziel des Halbmarathons bei der Kapelle in Steg entgegen. Für die Marathonis geht es nun auf den zweiten Streckenteil. Durch das Valorschtal kann man nochmals Kraft tanken für den Aufstieg zum Sass Fürkle, dem höchsten Punkt der Strecke, welcher jetzt durch den seilen abschnitt richtig in die Knie und an die Substanz geht. Zuoberst dann mein erlösende Verpflegungsposten.

Nun eröffnet sich zum ersten Mal der Blick ins Malbuntal. Dort dreht man noch eine "Ehrenrunde" im Tal. und das Gelände ist nochmals leicht coupiert. Ich beginne meine Zielzeit auszurechnen und komme zum Schluss, dass die 5h-Marke knapp zu erreichen ist. Dies motivierte mich derart, dass ich nochmals alles aus mir rauskitzle, ein paar Läufer überholen kann und erlösend mit Zielzeit 4:56h die Zielline passiere. Wow, was für ein Lauf.  

Nach einer wohltuenden Dusche fährt uns ein Shuttle Bus zurück ins Startgelände. Die Kurven runter ins Tal scheinen endlos zu sein. Pünktlich um 17:00 Uhr bin ich wieder zurück in Luzern und dem festlichen Abend steht nichts mehr im Wege.

Den Liechtenstein Marathon kann ich aus läuferischer und organisatorischer Sicht wärmstens empfehlen. Mit den 16 Austragungen ist er einer der traditionsreichsten Marathons. Er hat sich etabliert und ist bis in den Feinheiten perfekt abgestimmt. Den Organisatoren und auch Sponsoren danke ich, dass sie dieses tolle Erlebnis ermöglichen und ermutige sie in diesem Sinne diese Tradition aufrecht zu erhalten und weiter zu machen.

Genau drei Wochen sind es her seit dem Copenhagen Marathon. Meine neue Erkenntnis ist, dass mir persönlich drei Wochen Erholungszeit ausreichen. Es gilt nun die Form über die Sommerferien zu halten und ich freue mich auf meine grösste läuferische Herausforderung, den Irontrail in Davos, in rund zwei Monaten am 14. August über 90 Kilometer und 5'240 Höhenmeter. Der Startschuss wird um 13:00 Uhr sein und aus Erfahrung rechne ich mit einer Laufzeit von ca. 15h. Somit werde ich wenn die Sonne in Davos langsam wieder aufgeht im Ziel ankommen, so hoffe ich ;-) In der Nacht sich durch das Hochgebierge zu bewegen wird für mich eine ganz neue Herausforderung sein und bei den rund 50 Teilnehmer in meiner Kategorie wird es ein einsames Rennen werden.


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